Kodi ist bei mir im Wohnzimmer schon seit Jahren im Einsatz. Es ist einfach eine superschöne Möglichkeit seine Filme, Serien, Bilder und Musik, die bei mir beispielsweise auf einem Synology NAS liegen, auf dem Fernseher wiederzugeben. Dabei war das Mittel meiner Wahl ein Raspberry Pi, zuerst in der ersten Version, dann später in der zweiten usw… Am meisten gestört hat mich dabei, dass ich zum TV schauen jedes mal die HDMI Quelle ändern musste. Das lief nämlich bisher über den eingebauten DVB-C Tuner im Fernseher. Generell fühlte sich dadurch das Fernsehschauen nicht „modern“ an. Kein vernünftiger EPG, Aufnahmen können nur schlecht programmiert werden, eine direkte Aufnahme aufs NAS ist nicht möglich.

Bei OpenELEC (meiner Kodi Distribution) stieß ich dann auf die Set-Top-Box „Play“ der Marke WeTek. Das Gerät hat alles, was ich möchte: Es läuft auf OpenELEC, es hat einen eingebauten (DVB-C) Tuner, ist klein, handlich und kann auch per Fernbedienung gesteuert werden. Ich schlug prompt zu und obwohl das Gerät aus Slovenien geliefert wurde, war es dank UPS am nächsten Tag da.

Was ist im Paket?

Lieferumfang

Im Lieferumfang ist alles enthalten, was man zum Start benötigt: Der WeTek Play, ein Netzteil, die Fernbedienung und zu meiner Verwunderung auch alle benötigten Anschlusskabel (sowohl HDMI, als auch VGA). Den WeTek Play gibt es in einer normalen Version und in einer OpenELEC Version. Bei mir kommt letztere zum Einsatz. Unterschiede gibt es aber kaum. Bei der OpenELEC Version sind die Lichter am Play orange anstelle von blau, die Fernbedienung sieht anders aus (Belegung für Kodi optimiert) und die WeTek Mitgliedskarte ist nicht enthalten. Bezogen auf die Hardware sind die Geräte identisch, man kann auf beide sowohl Android als auch OpenELEC flashen.

Installation

Als ich den Play startete, bootete dieser mit vorinstalliertem OpenELEC. Der normale Play hat standardmäßig Android installiert. Was ich an dieser Stelle jedem empfehlen kann – und das sage ich als Apple-Nutzer: Installiert euch Android auf den internen Speicher (NAND) und bootet OE von einer Mikro-SD-Karte. Warum? Zum einen ist der interne Speicher die Schwachstelle des Geräts. Wenn dieser defekt ist, könnt ihr den Play entsorgen. Daher empfiehlt es sich möglichst wenig Lese- und Schreibzugriffe zu haben. Zum anderen habe ich durch die Umstellung einen deutlichen Performance-Schub gespürt. Die Class 10 Mikro-SD-Karte ist scheinbar viel schneller als der eingebaute Speicherchip. Vom darunter liegenden Android bekomme ich nichts mit, da direkt beim Starten von der Speicherkarte OpenELEC gebootet wird.

Konfiguration

Jetzt kommt der Teil, bei dem ich damals richtig ins Schwitzen kam: Die Konfiguration der Software. Solche Set-Top-Boxen, wie der WeTek, werden immer damit beworben, dass man das Gerät aufbaut und alles läuft weitestgehend von selbst. Das ist definitiv nicht der Fall und ich könnte diese Box nie jemanden ohne jegliche Erfahrungen mit Computern empfehlen. Geschuldet ist dies aber nicht allein der Hardware, sondern Kodi bzw. OpenELEC im Allgemeinen. Für mich nicht weiter schlimm, ich konfiguriere gerne meine Systeme (in Maßen!).

Beim WeTek gab es enorme Startschwierigkeiten: Das größte Problem war, dass die Box meiner Meinung nach zu früh verkauft wurde und die Softwareentwickler nicht hinterher kamen. Als einer der ersten hielt ich den Play in den Händen. OpenELEC war zu diesem Zeitpunkt auf Version 6. Für den WeTek wurde eine abwandelte, mit Fixes ausgestattete, Beta herausgebracht, die auf den Geräten vorinstalliert war. Für mich klang es nach: Die Hardware ist fertig und muss verkauft werden. Die Software soll irgendwie zum Laufen gebracht werden.

Das merkte man auch beim Betrieb: Häufige Abstürze, teilweise reagierte das System nicht, vor allem in Verbindung mit dem eingebauten Tuner gab es heftige Probleme. Ich war enttäuscht und steckte enorm viel Zeit in Bastellösungen, wie eigene Builds, die ausgewählte Hotfixes enthielten. Viele Rezensionen im Internet beziehen sich auch heute noch auf die alte OpenELEC 6 Version und fallen daher eher negativ aus. Da hat WeTek leider einiges an Sympathie verspielt…

Mit OpenELEC 7 dann der Lichtblick. Eine neue Version, die von vorn herein für den WeTek Play entwickelt und mit diesem getestet wurde. Das merkte man auch deutlich und ist ein Grund weshalb ich die Box auch jetzt noch produktiv verwende. Die Hardware spielt deutlich besser mit der Software zusammen und die regelmäßigen Systemabstürze gehören der Vergangenheit an. Alles in allem ist der WeTek jetzt so, wie er hätte damals bei der Lieferung sein sollen. Aber scheinbar konnte man nicht länger warten und musste Umsätze ins Haus holen.

Was kann der WeTek Play?

Abmessungen des WeTek Play

Kurz vorab ein Blick auf die Specs:

  • CPU: 1,5 GHz Dual Core AMLogic
  • RAM: 1GB DDR III
  • Speicher: 4GB NAND
  • Tuner (abhängig von der Konfiguration): DVB-S2, DVB-C/T/T2
  • WLAN: 802.11 B/G/N
  • Ethernet: 10/100 Mbit
  • IR (Infrarot) und RF (Funk)
  • Anschlüsse: MicroSD, 3 x USB 2.0, HDMI, A/V Output, SPDIF, Serial Debug

Subjektiv würde ich die Performance des Geräts mit einem Raspberry Pi 2 vergleichen. OpenELEC läuft flüssig, bei der Medienwiedergabe merke ich kein Ruckeln. Beim Navigieren im Menü wünsche ich mir manchmal ein wenig mehr Geschwindigkeit. Da scheint der Dual Core mit 1GB RAM an seine Grenzen zu kommen. Der Raspberry 3 (1,2Ghz Quadcore) läuft hier besser. Mich persönlich stört es nicht all zu sehr. Wichtig ist mir vor allem, dass bei der Wiedergabe keine Probleme auftreten.

Kurz noch ein paar Worte zur Fernbedienung: Diese verwendet zum Steuern des Geräts Funk, zum Anschalten jedoch Infrarot. Das heißt die Box muss sichtbar auf dem TV-Schrank stehen. Ich selbst nutze jedoch nicht die mitgelieferte Fernbedienung, sondern eine One-For-All, sodass ich meinen Fernseher und den WeTek mit nur einer Bedienung gemeinsam steuern kann.

Das Fernsehen bei mir zuhause ist nun also smart geworden. Aufnahmen können über eine Weboberfläche geplant und direkt aufs NAS gespeichert werden. Außerdem kann der Fernseher beim Aufnehmen ausgeschaltet bleiben. Ein vollwertiger EPG ersetzt die Fernsehzeitung. Das Ziel ist also definitiv erreicht.

Schön ist auch: Der Tuner kann einfach getauscht werden (Plug ’n Play). Das heißt: Sollte man nach einem Umzug kein Kabelfernsehen mehr haben, sondern Satellit, kann man den anderen Tuner für ein paar Euro nachkaufen.

Fazit

Ich war auf der Suche nach einer einheitlichen Lösung für TV/Filme/Serien. Der WeTek Play deckt genau das ab: Die Box ist recht klein und dezent, hat einen eingebauten Tuner und bietet alle Anschluss- und Erweiterungsmöglichkeiten, die ich benötige. Wenn man mal über die anfangs verbuggte OE6 Version (die mir einige Haare kostete) hinwegsieht, hat man nun mit OE7 ein Gerät, welches ordentlich funktioniert, jedoch auch ein gewisses Wissen bei der Einrichtung voraussetzt. Ca. 100€ Anschaffungskosten sind für den Play völlig in Ordnung. Wenn ich einen Raspberry Pi mit Netzteil, eine Speicherkarte, einen TV-Tuner, eine Fernbedienung und ein ordentliches Gehäuse separat kaufe, muss ich ähnlich viel hinblättern.

Zuletzt noch zwei Anmerkungen: Scheinbar wurde die Partnerschaft zwischen OE und WeTek aufgeweicht. Zumindest wird der Play nicht mehr so stark wie damals auf openelec.tv beworben. Außerdem ist nun der WeTek Play 2 als aktualisierte Version verfügbar. Natürlich werde ich diesen zukünftig testen und euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.

3 Kommentare

    1. Hallo Mark, das stellt kein Problem dar. Wie im Artikel beschrieben, sind die Tuner austauschbar. Du müsstest bei deinem Umzug also lediglich einen weiteren Tuner kaufen.

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