Den Stromverbrauch im Blick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Zwar hat man einen digitalen Stromzähler im Haus – doch der zeigt die Werte nur als Momentaufnahme auf dem Display an. Wer wirklich verstehen will, wann wie viel Strom verbraucht wird, muss entweder regelmäßig manuell ablesen oder auf externe Lösungen setzen.

Bis vor Kurzem habe ich das Thema noch ganz klassisch angegangen: Alle paar Monate den Zählerstand per Hand notiert, in eine Excel-Tabelle eingetragen und dann geschätzt, wie hoch der Durchschnittsverbrauch wohl war. Das war nicht nur ungenau, sondern auch… naja, wenig motivierend. 😅

Genau hier setzt der WattWächter von SmartCircuits an: ein kleiner Infrarot-Lesekopf, der sich direkt auf den Stromzähler aufsetzen lässt – ganz ohne Umbauten oder Spezialwissen. Ich habe das Gerät mehrere Wochen im Alltag getestet – und war überrascht, wie viel sich plötzlich über den eigenen Energieverbrauch herausfinden lässt.

Spoiler: Es ist ziemlich faszinierend, wie schnell man beginnt, ganz alltägliche Stromfresser zu entlarven – und wie einfach sich das System in Home Assistant integrieren lässt.

Was ist der WattWächter?

Der WattWächter ist ein kompakt gebauter IR-Lesekopf, der die S0- bzw. D0-LED auf digitalen Stromzählern ausliest. Jeder Impuls steht für einen bestimmten Energieverbrauch – diese Impulse werden vom WattWächter erkannt und weiterverarbeitet.

Das Gerät besteht aus drei integrierten Komponenten:

  • einem optischen Lesekopf,
  • einem ESP32-Modul zur Datenverarbeitung,
  • und einem eingebauten Magneten zur Befestigung.

Der Clou: Alles ist bereits fertig zusammengebaut – man packt das Gerät aus, setzt es auf den Stromzähler auf, versorgt es mit Strom – und kann loslegen. 👌

Verpackung & Erster Eindruck

Der WattWächter kam minimalistisch verpackt und vollständig vormontiert bei mir an – das war tatsächlich eine positive Überraschung. Kein Gefrickel mit Einzelteilen, kein Zusammenstecken von Platinen – einfach auspacken und loslegen.

Ein kleiner Wermutstropfen: Ein USB-C-Kabel war leider nicht dabei. Ich hätte mir eines gewünscht, zumal nicht jeder einen Vorrat davon rumliegen hat. Andererseits – je nach Netzteil braucht man entweder USB-C auf USB-C oder USB-C auf USB-A. Da kann man’s auch niemandem recht machen. 😅

Die Montage ist – im wahrsten Sinne – ein Kinderspiel. Der Lesekopf wird einfach auf die LED des Stromzählers aufgesetzt. Dank des eingebauten Magneten haftet er gut und stabil. Kein Wackeln, kein Nachjustieren nötig. In meinem Fall saß er direkt beim ersten Versuch perfekt.

Was man aber wissen muss: Bevor der WattWächter die Daten auslesen kann, muss der digitale Stromzähler in den sogenannten „Lesemodus“ versetzt werden. Das klappt nur mit einer PIN, die man beim Netzbetreiber anfordern muss.

Sobald man diese PIN hat, muss sie mithilfe einer Taschenlampe über Lichtsignale an den Zähler übertragen werden – je nach Modell über ein Blinkmuster oder gezielte Impulse. Das klingt nicht nur abenteuerlich, sondern ist es auch: Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, bis der Zähler die PIN korrekt erkannt hat.

Einmal freigeschaltet, bleibt die Schnittstelle dauerhaft offen – aber der erste Schritt ist wirklich ein bisschen frickelig. Hier braucht man Geduld, eine ruhige Hand und idealerweise schaut man sich im Vorfeld das ein oder andere Youtube Video dazu an.

Einrichtung: Direktanbindung statt WLAN

Jetzt wird’s etwas technischer – aber keine Sorge, ich habe bewusst nicht den klassischen Weg über WLAN und Tasmota gewählt, sondern den WattWächter direkt mit meinem Home Assistant-Rechner über USB verbunden.

Dazu musste ich lediglich auf der Platine einen Jumper umstecken, um das interne WLAN-Modul des ESP32 zu deaktivieren und die USB Datenübertragung zu aktivieren. Danach habe ich das Gerät per USB an meinen Home Assistant angeschlossen.

Mit der EDL21-Erweiterung war die Einrichtung erstaunlich einfach:

  • In Home Assistant den Pfad zum USB-Gerät eintragen
  • WattWächter wird erkannt
  • Verbrauch, Einspeisung, aktuelle Leistung, Zählerstände – alles da!

Im Gegensatz zur MQTT-Lösung über WLAN (wie sie mit Tasmota üblich ist), war dieser Weg deutlich unkomplizierter. Kein Broker, keine Topic-Konfiguration – einfach Plug & Play. 😄

Nach dem Einbinden über EDL21 tauchten sofort diverse Entitäten auf – darunter:

  • Aktueller Stromverbrauch in Watt
  • Gesamter Zählerstand
  • Einspeisung (falls vorhanden)
  • Verbrauch der einzelnen Phasen (je nach Zählermodell)

Die Integration in das Energie-Dashboard von Home Assistant klappte ebenfalls problemlos: Die von EDL21 angelegten Entitäten wurden direkt erkannt, ausgewählt, einmal speichern – und schon sieht man hübsche Verbrauchskurven, Tageswerte und Spitzenlasten.

Ich habe in den ersten Tagen regelmäßig reingeschaut – einfach, weil es so spannend war. 👀

Alltagsbeobachtungen: Strom sichtbar machen

Schon nach wenigen Stunden Nutzung wurde mir bewusst, wie viele Geräte dauerhaft Strom ziehen – und wie stark einzelne Verbraucher ins Gewicht fallen. Ein paar Beispiele aus meinem Alltag:

Kaffeemaschine: 2.200 W – logisch, aber schwarz auf weiß wirkt’s nochmal anders

Spülmaschine: rund 1.500 W im Hauptprogramm

Fernseher im Standby: 8 W – summiert sich übers Jahr!

Laptopnetzteil: zieht im Leerlauf trotzdem 3–4 W

Das Spannendste war aber: Ich habe sofort angefangen, bewusster mit Energie umzugehen. Nach wenigen Tagen mit dem WattWächter war für mich klar: Mein Grundverbrauch liegt bei etwa 160–180 W – durch Geräte, die dauerhaft laufen (Router, NAS, Standby etc.). Damit war der nächste logische Schritt: ein Balkonkraftwerk installieren, um genau diesen Grundverbrauch auszugleichen.

Das hat natürlich eine eigene Dynamik – aber die Entscheidung dazu kam nicht aus dem Bauch, sondern gestützt durch Daten. Danke, WattWächter! (Mehr dazu bald in einem separaten Artikel.)

Fazit: Energie sichtbar gemacht – einfach, lokal, zuverlässig

Der WattWächter ist kein Gadget, sondern ein echtes Werkzeug. Man steckt ihn an, schaut sich die ersten Daten an – und beginnt, den eigenen Stromverbrauch mit anderen Augen zu sehen. Für mich war’s ein echter Aha-Moment.

Was mir extrem gut gefällt: Der WattWächter funktioniert vollständig lokal, ohne Cloud, ohne Registrierung, ohne App-Zwang. Selbst die Ersteinrichtung erfolgt wahlweise direkt über USB oder WLAN im lokalen Netz. Wer will, kann das Gerät komplett offline betreiben.

Gerade in Zeiten, in denen fast alles smarte ständig nach Hause telefoniert, ist das eine wohltuende Ausnahme. ✅

Klar, das fehlende USB-C-Kabel ist ein kleiner Kritikpunkt – aber angesichts des Gesamtnutzens kann ich darüber hinwegsehen.

Wer seinen Stromzähler smart machen will, ohne gleich den Netzbetreiber einzuschalten, findet im WattWächter eine extrem gelungene Lösung. Und wer – wie ich – nach ein paar Tagen gleich ans Balkonkraftwerk denkt: Willkommen im Nerd-Stromparadies. 😄🔋

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